Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger: „Bauern tun sich schwer, noch kostendeckend zu produzieren!“

Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger. Foto: Hermann Wakolbinger
Seit einem Jahr im Amt, bereiten der oö. Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger die auch in der Landwirtschaft stark gestiegenen Erzeugerpreise Sorgen: „Viele Bauern tun sich schwer, noch kostendeckend zu produzieren“, sagt sie im Interview mit dem GUUTE Mühlviertel-Magazin. Die Fragen stellte Chefredakteur Bernhard Haudum.

Vor wenigen Tagen war es ein Jahr, dass Sie das Amt der Agrar-Landesrätin angetreten haben. Würden Sie diesen Schritt wieder setzen?

Langer-Weninger: Spannend, fordernd, aufregend, ereignisreich und einzigartig – mit diesen Eigenschaften lässt sich für mich die Arbeit als Landesrätin am besten beschreiben. Natürlich gibt es auch hier wie in jedem Beruf Höhen und Tiefen, aber genau das macht es auch so interessant. Würde ich heute erneut vor der Entscheidung stehen Verantwortung als Landesrätin zu übernehmen, würde ich keine Sekunde zögern.

Wenn Sie an das eine Jahr im Amt zurückblicken – woran erinnern Sie sich besonders gerne?

Langer-Weninger: Es sind so einige Dinge, an die man sich nach einem Jahr im Amt zurückerinnert. Sind es die vielen interessanten Begegnungen mit den Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern, die inspirierenden Geister des Agrarinnovationspreises oder die Abschlüsse von Unterstützungs- und Förderpakete für das Feuerwehrwesen. Keine einzige Erinnerung möchte ich missen.

Dabei sind Sie mitten in der Corona-Pandemie Mitglied der oö. Landesregierung geworden. War das ein Problem?

Langer-Weninger: Die Politik lebt vom ständigen Austausch und vom Kontakt mit den Menschen. Aufgrund der Situation, zum Zeitpunkt meines Wechsels in die Landesregierung, war der Kontakt zu den Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern nur sehr beschränkt möglich. Natürlich wäre der Einstieg außerhalb der Corona-Pandemie einfacher und unkomplizierter gewesen, die digitalen Möglichkeiten haben uns jedoch eine gute Alternative geboten. Umso erfreulicher sind die Tage, an denen man unbeschwert im Land bei unseren Landsleuten unterwegs sein kann, und so auch den direkten Kontakt leben kann.

Nach Corona steht die heimische Landwirtschaft durch die extrem gestiegenen Preise für Betriebsmittel mit dem Rücken zur Wand. Wie möchten Sie den heimischen Bauern hier helfen?

Langer-Weninger: Egal ob Energie, Dünger, Futter oder Betriebsmittel – in der Land- und Forstwirtschaft haben wir teilweise mit einer Verfünffachung der Betriebsmittelkosten zu kämpfen. Daher ist es für viele Bäuerinnen und Bauern äußerst schwierig noch kostendeckend zu produzieren. Genau aus diesem Grund hat die Bundesregierung ein Versorgungssicherheitspaket im Ausmaß von 110 Millionen Euro für die Landwirtschaft beschlossen, das der gesamten Bevölkerung im Sinne von der sicheren Verfügbarkeit von Lebensmitteln zu Gute kommt. Dennoch wird es weitere Entlastungsmaßnahmen brauchen, gerade im Energiebereich, damit die Betriebe ihre Bewirtschaftung aufrechthalten können.

Laut jüngsten Zahlen ist die Einkommenssituation in der Landwirtschaft generell eher unerfreulich. Wie beurteilen Sie hier die Perspektive für die Zukunft?

Langer-Weninger: Oberösterreichs Landwirtschaft erfüllt all das, was sich die Menschen von ihr wünschen: Unsere Familienbetriebe sind kleinstrukturiert dabei aber höchst professionell, nachhaltig und trotzdem leistungsfähig, traditionsbewusst und doch modern – vor allem aber, sind sie stabil und sicher. Damit diese Entwicklung anhält und wir weiter auf die heimische Bauernschaft als stabile und sichere Versorger vertrauen dürfen, braucht es Planungs- und Rechtssicherheit für unsere Betriebe sowie ein faires und angemessenes Einkommen  für unsere bäuerlichen Familien und die Gewissheit, dass der Trend zu regionalen Lebensmitteln keine Eintagsfliege ist. Mit der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und der Anpassung der Pauschalierungsgrenzen wurden bereits erste wichtige Rahmenbedingungen gesetzt.

Durch die geopolitisch schwierigen Rahmenbedingungen – Stichwort Ukraine-Krieg – blicken viele Bauern mit Sorge auf den kommenden Winter. Was sagen Sie diesen?

Langer-Weninger: Ich möchte in diesem Zuge den Bäuerinnen und Bauern meinen größten Dank und Respekt aussprechen. Denn auch in schwierigen Zeiten sorgen sie für Stabilität und Versorgungssicherheit in unserem Land. Wichtig dabei ist jedoch der Schulterschluss von Konsument und Produzent, denn nur wenn im Regal auch zum heimischen Produkt gegriffen wird, kann unsere Landwirtschaft weiterhin als regionaler Versorger agieren.